Am 5. März 2019 wurde im Café Jelinek die vierte Mélange Diplomatiqe mit der Österreichischen Diplomatin Shoura Zehetner-Hashemi, die seit Jänner 2019 Leiterin des Süd- und Südostasienreferats im Außenministerium ist, abgehalten. Dabei hat sie uns vom Aufnahmeverfahren (Préalable) für die Diplomatinnenlaufbahn sowie über ihre persönlichen Erfahrungen als Diplomatin berichtet.
Im ersten Teil der Diskussion klärte uns Shoura Zehetner-Hashemi über das Auswahlverfahren (Préalable) für den höheren auswärtigen Dienst auf. Sie merkte dabei an, dass die Zahl der Bewerberinnen in den letzten Jahren stark gesunken sei. Gab es 2007 noch etwa 1000 Bewerberinnen, so seien es mittlerweile nur rund 200 pro Auswahlverfahren. Für die Teilnahme an dem Préalable gebe es keine Altersgrenze, man muss lediglich volljährig sein.
Shoura Zehetner-Hashemi informierte uns zudem, dass der Besuch der Diplomatischen Akademie keine Voraussetzung für die Teilnahme am Préalable sei. Sie selber ist zwar Absolventin der Diplomatischen Akademie und meinte, dass ihr Besuch von Vorteil sei, da man spezifisch auf das Auswahlverfahren sowie auf die zukünftigen Aufgaben als Diplomatin vorbereitet werde.
Zum Ablauf des Auswahlverfahren schilderte unser Gast, dass dieses aus mehreren Abschnitten bestehe und einen Multiple Choice-Test, einen psychologischen Eignungstest, eine schriftliche und mündliche Wissensabfrage in den Bereichen Geschichte, Volkswirtschaft, Völkerrecht und Kultur sowie eine Überprüfung von Fremdsprachenkenntnissen beinhalte. Wenn man das Auswahlverfahren bestehe, so unterschreibe man zunächst einen befristeten Vertrag, in dessen Dauer man die Grundausbildung absolvieren müsse.
Die österreichische Diplomatin gab aber auch persönliche Einblicke in ihr Berufsleben. Eine ihrer schönsten Erfahrungen hätte sie bei einer Konferenz in Genf gehabt, wo Österreich gemeinsam mit Deutschland und Schweden eine wichtige Resolution zur Förderung der Frauenrechte gegen den Widerstand einiger weniger Staaten durchsetzen konnte.
Besondere Herausforderungen seien für Shoura Hashemi-Zehetner die Momente, in denen Österreicherinnen im Ausland in Haft geraten. Gerade in Indonesien, wo sie einige Jahre als Diplomatin tätig war, würden Ausländer immer wieder wegen Drogendelikten verhaftet, wobei diese dort häufig mit der Todesstrafe geahndet würden.
Shoura Zehetner-Hashemi erwähnte zudem, dass es oft schwierig sei, die Arbeit und das Familienleben miteinander zu vereinen. Dies sei besonders durch den Umstand bestimmt, dass man häufig in unterschiedlichen Ländern stationiert sei und so häufig den Wohnort und die Kultur wechseln müsse. Oftmals wollten die Partnerinnen nicht für solange Zeit im Ausland leben. Für Frauen sei es zudem schwieriger ihre Karriere voranzutreiben, wenn diese durch Schwangerschaften unterbrochen werden. Oftmals müssten sie dann kürzertreten, was dazu führe, dass höhere Positionen mehrheitlich mit Männern besetzt seien.
Insgesamt hatten wir einen ein gemütlichen und sehr interessanten Abend, an dem wir viele unterschiedliche Fragen diskutieren konnten. Und ein paar Zuhörerinnen sind vermutlich auch auf den Geschmack gekommen, eine Diplomatenlaufbahn einzuschlagen. Wir bedanken uns nochmals vielmals bei Shoura Zehetner-Hashemi und an alle Teilnehmerinnen für diesen schönen Abend!